Wer erinnert sich nicht zurück, an den ´ersten richtigen Kuss`. Dass der nicht immer nur positiv im Gedächtnis geblieben ist, ist vermutlich gar nicht so selten.
Dabei haben und wurden wir schon all die Jahre vor dem ´echten ersten Kuss` geküsst, denn Küssen ist in unserer Kultur mehr als „nur“ der Lippenkontakt zwischen zwei Verliebten. Wenngleich sich dieser Kuss wohl außer Frage am aufregendsten anfühlt.
„Mit einem Kuss, weißt du alles, was ich nicht gesagt habe.“ (Pablo NERUDA)
Küssen hat eine lange Geschichte und eine tiefe kulturelle Bedeutung, die weit über den bloßen Körperkontakt hinausgeht. Von der romantischen Geste der Liebenden bis hin zu rituellen Grüßen in verschiedenen Kulturen ist Küssen ein universelles und doch erstaunlich vielfältiges Verhalten.
In einigen Ländern ist das Küssen zur Begrüßung oder zum Abschied standardisiert. Der Kuss erfolgt meist auf die Wangen oder auf die Lippen, je nach Region und Kontext. Einige europäische Länder, Lateinamerika und Teile des Nahen Ostens verwenden unterschiedliche Grüße, oft mit zwei oder drei Küssen auf jede Seite des Gesichts.
Der Kuss symbolisiert außerdem einen familiären oder freundschaftlichen Gruß. In vielen Kulturen gehört das Küssen zwischen Verwandten oder engen Freunden zum sozialen Verhalten dazu, kann aber je nach Kultur streng reguliert oder vermieden werden, um persönliche Freiräume zu wahren.
Historisch haben gesellschaftliche Normen festgelegt, wer küsst und wann und wie geküsst wird. In manchen Kulturen galt oder gilt der Kuss auch als Ausdruck von Ehrerbietung, Tugend oder sozialer Ordnung, in anderen wiederum wird er eher privat gehalten.
Auch religiöse Traditionen können das Küssen in entsprechenden Kontexten beeinflussen, wie zum Beispiel als Geste der Verehrung, Demut oder Respekt. Die Ausgestaltung variiert stark je nach Glaubensrichtung und Kulturkreis.
Der romantische Kuss wiederum ist nicht nur das Highlight aller Liebesfilme, sondern bedeutet für die meisten von uns DIE körperliche Verbindung schlechthin, wenn es um den Beginn oder die Bestätigung einer romantischen Beziehung geht.
In vielen Westkulturen gilt der Kuss somit als Ausdruck von Liebe, Zuneigung und Intimität.
Auch Tiere küssen sich übrigens. Bonobos küssen sich zum Beispiel zur Begrüßung, zum Schmusen und als Beruhigung. Auch Zungenküsse sind möglich. Tierische Küsse haben allerdings nicht die gleiche romantische Bedeutung wie menschliche Küsse. In erster Linie geht es hier um die soziale Bindung und damit den Aufbau und die Festigung sozialer Kontakte und Familienbindungen. Viele Tiere begrüßen sich zudem durch Berührungen im Gesicht und reduzieren mit kussähnlichen Verhaltensweisen eventuelle Spannungen in der Gruppe.
Tatsächlich bewirkt Küssen im Körper die Ausschüttung von Serotonin und Endorphinen, was zu Euphorie-Gefühlen, Entspannung und Schmerzhemmung beitragen kann.
In aufregenden, spannenden Kuss-Momenten voller Nervosität und Erwartungshaltung kann es allerdings vorübergehend zu einer Erhöhung des Cortisolspiegels kommen. Anfangs kann der Kuss also eine leichte Stressreaktion auslösen, die zu erhöhter Herzfrequenz und erhöhter Wachsamkeit führt. Wenn der Moment angenehm bleibt, klingen diese Effekte aber meist rasch ab und bei vertrauten Partnern tendiert der Körper zu einem beruhigenden Zustand.
Küssen kann zudem das Belohnungssystem aktivieren und Dopamin freisetzen, was Gefühle von Freude, Vergnügen und Aufregung auslöst.
Das beim Küssen ausgeschüttete Oxytocin, welches als „Kuschel- oder Bindungshormon“ bezeichnet wird, fördert Nähe, Vertrauen und Bindung zum Partner. Oxytocin reduziert Stress und steigert das Wohlbefinden.
Regelmäßige Zärtlichkeiten, einschließlich Küssen, können somit nicht zuletzt durch den Stressabbau und die Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens das Immunsystem indirekt beeinflussen. Langfristig kann Nähe zudem positive psychische Effekte haben.
Natürlich werden beim Küssen auch negative Krankheitserreger übertragen. Nicht umsonst trägt zum Beispiel die vielverbreitete Erkrankung Pfeiffer-Drüsenfieber den Namen ´Kissing-Disease`.
„Ein Kuss ist der Austausch von Bakterienkulturen, allerdings nicht zu Forschungszwecken.“ (Karl FARKAS)
Bei alledem spielen sowohl die Dauer als auch die Quantität der Küsse eine Rolle.
Kürzere, aber intensivere Küsse können starke emotionale Effekte haben, während längere Küsse oft Merkmale von Nähe, Vertrauen und Bindung vertiefen.
Je länger und intensiver man küsst, desto mehr Kalorien verbraucht man übrigens. Schade, dass es am Ende aber doch zu wenige sind, um sportliche Aktivitäten gegen das „Knutschen“ eintauschen zu können .
Bindungsforscher, wie unter anderem Dr. John GOTTMAN, haben übrigens herausgefunden, dass ein Kuss 6 Sekunden andauern sollte, denn ab diesem Zeitpunkt kommen erst die Hormone ins Spiel und das Kuschelhormon Oxytocin wird ausgeschüttet. Selbstverständlich spielt hier auch die Einstellung zur Kusspartnerin, zum Kusspartner eine wesentliche Rolle. Der bewusste 6-Sekunden-Kuss soll in Partnerschaften die langfristige Bindung zueinander nachweislich fördern.
Ausprobieren lohnt sich also 😊.
Und in den Kusspausen können wir uns unter anderem im Fernlehrgang der Fernschule ´SE in Endokrinologie` noch einmal eingehender darin schulen lassen, wie uns unsere auch beim Küssen in Wallung gebrachten Hormone körperlich beeinflussen.






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