Headshaking beim Pferd

Headshaking ist ein relativ häufig beobachtetes Symptom bei Pferden, das sowohl in der Freizeit- als auch in der Turnierpferdepopulation vorkommt. Studien zeigen, dass etwa 1-2 % der Reitpferde klinisch relevantes Headshaking zeigen, wobei leichtere Formen vermutlich deutlich häufiger, aber oft unbeachtet bleiben.

Typisch für betroffene Pferde ist ein plötzliches, wiederkehrendes Schlagen, Schleudern oder Schütteln des Kopfes, meist nach unten oder zur Seite. Manche Pferde reiben die Nase an den Beinen, schlagen mit den Ohren oder zeigen Unruhe unter dem Reiter. Häufig tritt das Verhalten saisonal, vor allem im Frühjahr / Sommer oder bei bestimmten Reizen wie Wind, Sonne oder Insekten auf.

Die auslösenden Faktoren für Headshaking sind vielfältig. Häufig liegt jedoch eine Überempfindlichkeit des Nervus trigeminus
(V. Gehirnnerv) vor, der sich in drei Äste aufzweigt.
Beim Headshaking ist insbesondere des Nervus infraorbitalis, und damit der mittlere Ast des Nervus trigeminus, involviert, der das Gesichtsfeld und die Nase sensibel versorgt. Diese Form wird auch als Trigeminusneuralgie des Pferdes bezeichnet.

Neuropathologische Untersuchungen zeigen, dass die Reizschwelle dieses Nervs bei betroffenen Pferden deutlich herabgesetzt ist. Schon geringste Reize wie Luftbewegung, Licht oder Druck können spontane Schmerzimpulse auslösen. Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt, jedoch werden folgende Mechanismen diskutiert:

  • Fehlregulation der neuronalen Erregbarkeit im Trigeminuskerngebiet
  • Entzündliche oder degenerative Veränderungen der Nervenfasern
  • Photostimulation – UV-Licht löst Schmerzimpulse über die Augenregion aus
  • Hormonelle oder jahreszeitliche Einflüsse auf die Nervenleitfähigkeit
  • Mechanische Irritationen durch schlecht sitzende Zäume, Gebisse oder Kopfhaltungen

Das Resultat ist eine neuropathische Schmerzreaktion ohne peripheren Reiz, vergleichbar mit einer elektrisierenden, blitzartigen Schmerzattacke beim Menschen.

Die Diagnostik gestaltet sich beim Headshaking oft schwierig, da viele Ursachen in Betracht kommen. Eine systematische Herangehensweise ist daher essenziell.

  1. Klinische Untersuchung:
    Zunächst werden Zähne, Augen, Nasennebenhöhlen, Ohren, Halswirbelsäule und Atemwege gründlich untersucht, um lokale Reizquellen auszuschließen.
  • Ausschlussverfahren:
    Mithilfe von Endoskopien, Röntgen oder CT können strukturelle Ursachen, z. B. Entzündungen, Frakturen, Neoplasien oder Zysten ausgeschlossen werden.
  • Spezifische Diagnostik bei Verdacht auf Trigeminusneuralgie:
    • Lidreflex- oder Nasenberührungs-Test: Betroffene Pferde reagieren überempfindlich oder schreckhaft.
    • Lokalanästhesie des Nervus infraorbitalis: Kommt es nach der Leitungsanästhesie zu einer deutlichen Besserung, spricht dies für eine neuropathische Ursache.
    • Elektrophysiologische Messungen: Zeigen teils eine verkürzte Latenzzeit der Nervenleitung.

Zur Differenzierung wird zwischen „klassischem“ Headshaking, z. B. durch äußere Reize, und neuropathischem Headshaking (Trigeminusneuralgie) unterschieden.

Eine vollständige Heilung ist bei der idiopathischen Form bislang selten möglich, doch gibt es zahlreiche Ansätze zur Symptomkontrolle und Lebensqualitätverbesserung:

  1. Medikamentöse Therapie
  2. Antikonvulsiva wie Carbamazepin oder Gabapentin können die Nervenleitfähigkeit modulieren
  3. Cyproheptadin (Antihistaminikum mit antiserotonerger Wirkung) wird teils erfolgreich eingesetzt, besonders bei saisonalem Headshaking.
  4. Magnesium- oder B-Vitamin-Komplexe können unterstützend wirken, da sie die neuronale Reizweiterleitung stabilisieren.
  • Chirurgische Maßnahmen
  • Neurektomie oder Neurotomie des Nervus infraorbitalis: In schweren Fällen kann eine operative Durchtrennung des Nervenabschnittes die Symptome reduzieren – jedoch mit ungewissen Langzeitfolgen und ethisch bedenklichen Gesichtspunkten.
  • Management und Umweltanpassung
  • UV-Schutzmasken und Fliegenschutzhauben bei lichtinduziertem Headshaking
  • Gebissloses Reiten oder angepasste Zäumung
  • Vermeidung von Wind, Sonne und Staub soweit möglich
  • Täglicher geregelter Ablauf, um Stress als Triggerfaktor zu reduzieren
  • Komplementäre Verfahren
  • Akupunktur entlang des Blasen- und Gallenblasenmeridians
  • Craniosacrale Therapie
  • manualtherapeutische Techniken
  • Neuraltherapie und Injektionstherapie

Die Prognose ist bei Headshaking stark von der Ursache abhängig, beispielsweise bestehen meist gute Heilungsaussichten bei reversiblen Reizen wie Zahnproblemen oder Entzündungen. Die idiopathische bzw. trigeminale Form hingegen hat einen chronischen Verlauf mit wechselnder Intensität.

Etwa ein Drittel der betroffenen Pferde kann mit geeigneten Therapien wieder regulär geritten bzw. bewegt werden, bei einem weiteren Drittel ist zumindest eine deutliche Verbesserung erreichbar. Bei schwerem Verlauf kann das Pferd jedoch nicht mehr reitbar sein, bleibt aber meist schmerzfrei, wenn Auslöser konsequent vermieden werden.

Headshaking ist mehr als nur ein „unerwünschtes Verhalten“, es ist häufig ein Hilferuf des Pferdes und ein Ausdruck eines komplexen neurologischen Geschehens. Ein sensibles Auge, interdisziplinäre Diagnostik und eine Kombination aus schulmedizinischen und komplementären Therapieansätzen sind entscheidend, um betroffenen Pferden nachhaltig zu helfen.

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Horse bothers with the flies and shakes his head annoyed, fotogrfiert from the front.
3d rendered anatomy of the equine anatomy - the nervous system
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Portrait of crazy smiling brown horse wittily shaking head with bridle in mouth under deciduous branch during sunny summer day.

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