Nociceptoren – wie Schmerz entsteht und warum Berührung wirkt
Schmerz ist einer der wichtigsten biologischen Schutzmechanismen. Er warnt den Organismus vor Schäden und aktiviert komplexe sensorische und motorische Reaktionen, um Gewebe zu schützen oder weitere Verletzungen zu vermeiden. Im Zentrum dieses Systems stehen die Nociceptoren, spezialisierte Sensoren für schädliche Reize. Besonders dicht finden wir sie in der Haut, einem der hochsensibelsten Organe bei Mensch und Tier.
Doch wie funktionieren Nociceptoren und können wir uns dieses Wissen in der Anwendung manueller Techniken zunutze machen?
Nociceptoren sind freie, unverhüllte Nervenendigungen, die auf mechanische, thermische und chemische Reize reagieren, sobald die Reizintensität potenziell gewebsschädigend wird.
Dabei können drei Nociceptor-Varianten unterschieden werden:
- Mechanonociceptoren, die auf erschütternde und spitze, verletzende Noxen reagieren. Sie dienen dem Schutzreflex und signalisieren den „ersten Schmerz“.
- Polymodale Nociceptoren, welche auf thermische Noxen und saure bzw. basische, chemische Informationen ansprechen. Hier ist die Rede vom „zweiten Schmerz“, oder auch vom bleibenden, „quälenden“ Schmerz.
- Stumme Nociceptoren sind nicht erregbare Nociceptoren, deren Schwellenpotential erst im Zusammenhang entzündlicher Gewebevorgänge erreicht wird.
Gerade in der Haut liegen Nociceptoren besonders dicht beieinander. Je feiner die Hautstruktur einer Art, desto detailreicher sind die sensorischen Rückmeldungen. Doch der Schmerz ist mehr als ein Sinnesreiz. Er entsteht erst im Gehirn und wird von biologischen, emotionalen und sozialen Faktoren beeinflusst und somit von Individuum zu Individuum unterschiedlich intensiv wahrgenommen.
Ein wissenschaftlich äußerst relevanter Unterschied zeigt sich außerdem beim Hund: Hunde besitzen Nociceptoren, die über dieselbe Rezeptorstruktur sowohl auf thermische Reize (Hitze) als auch auf Schmerz reagieren. Das bedeutet, Hitze und Schmerz laufen beim Hund über identische Nervenendigungen. Dadurch kann ein starker Wärmereiz schnell als Schmerz interpretiert werden. Die Schwelle, ab der Flucht- und Schutzverhalten einsetzt, kann bei Hunden dadurch ebenfalls geringer sein als beim Menschen. Vor allem an den Pfoten und an der Nase sind Hunde in Bezug auf Hitzeeinwirkung vulnerabler, da diese Areale sehr hohe Rezeptordichten aufweisen. Speziell in der Manualtherapie bedeutet dies: Thermotherapie muss beim Hund immer vorsichtig dosiert werden. Dies ist ein häufig unterschätzter Faktor in der veterinärtherapeutischen Praxis.
Das Wissen um die Nociceptoren und ihre Funktion ist ein wichtiger Punkt vieler ganzheitlicher Techniken die über die Haut, das Fasciennetz und die peripheren Nerven arbeiten. Viel mehr noch: es erklärt, WARUM diese Techniken wirken.
Akupunkturnadeln beispielsweise stimulieren die Nociceptoren und lösen damit eine minimal nociceptive Stimulation und eine daraus resultierende neurochemische Antwort aus. Es werden dadurch unter anderem Endorphine, Opioide und Serotonin freigesetzt.
Auch Fascien sind extrem reich an Mechanorezeptoren und freien Nervenendigungen. Durch Druck, Zug, Vibration oder Dehnung werden Nociceptoren moduliert, was zu einer Senkung der spinalen Erregbarkeit, einer Aktivierung inhibitorischer Interneuronen und einer Verbesserung der lokalen Perfusion führen kann. Besonders Tiere mit chronischen Schmerzen können so von einer regelmäßigen manualtherapeutischen Behandlung profitieren. Zusätzlich kann auch eine Senkung von Stresshormonen und eine Aktivierung ruhender inhibitorischer Bahnen erreicht werden.
Zusammenfassend kann man sagen, Nociceptoren der Haut sind weit mehr als Sensoren für Schmerz. Sie sind Schnittstellen zwischen Körper, Emotionen und Umwelt, die wir durch manuelle Therapien sanft und positiv beeinflussen können. Setze Dich also gerne intensiv mit der Wirkung der Manualtherpie auf die Nociceptoren auseinander, beispielsweise mit unseren Studiengängen der Klinischen Konzeptacupunktur
SE AcusanPro-Owner und
SE AcusanPro-Owner grade, oder schließe Dich den Pfaden Andrew Taylor STILLs an und studiere die Holistische Osteophathie für Tier und Mensch,
SE vBS veterinary Bone Specialist.




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