Kaum ein ästhetisches Hautverfahren sorgt derzeit für so viel Aufsehen wie das Microneedling. In sozialen Medien wird es gefeiert, in Kosmetikstudios ist es fest als Behandlungsmethode etabliert und auch in dermatologischen Praxen setzt man zunehmend auf das minimalinvasive Verfahren. Aber was steckt eigentlich dahinter? Was hält die wissenschaftliche Medizin vom Microneedling und mit welchen Ergebnissen darf man rechnen?
Microneedling, auch bekannt als Kollagen-Induktions-Therapie, ist ein Verfahren zur Hautbehandlung, bei dem mithilfe eines Gerätes feine Nadeln gezielte Mikroverletzungen in der Haut verursachen. Ziel ist es, die hauteigene Regeneration anzuregen, insbesondere die Produktion von Kollagen, Elastin und Hyaluronsäure, drei entscheidende Bausteine für eine glatte, straffe und jugendliche Haut.
Je nach Anwendungsbereich kommen unterschiedliche Geräte zum Einsatz. So hat man die Wahl zwischen
- Dermaroller (eine Rolle mit feinen Nadeln)
- Dermapen / Microneedling-Pen (motorisiertes Gerät mit vibrierenden Nadeln)
- Radiofrequenz-Microneedling (kombiniert Nadeln mit Wärmeenergie)
Die feinen Nadelstiche setzen gezielt Mikroverletzungen in der Haut. Diese Verletzungen sind zwar minimal, reichen aber aus, um einen körpereigenen Wundheilungsprozess in Gang zu setzen, der mit einer Entzündungsphase startet. Durch die Reizung schütten Zellen wir die Fibroblasten verschiedene Botenstoffe aus. In der anschließenden Proliferationsphase werden neue Blutgefäße sowie Kollagen- und Elastinfasern gebildet. Durch die abschließende Remodellierungsphase wird die Hautstruktur langfristig stabilisiert.
Wissenschaftlich fundiert ist insbesondere die Stimulierung von Typ-1-Kollagen, das für die Festigkeit der Haut verantwortlich ist. Studien zeigen, dass nach mehreren Behandlungen eine deutlich messbare Zunahme von Kollagenfasern und eine Verbesserung der Hautdichte möglich ist.
Zu den Indikationsstellungen des Microneedlings zählen unter anderem:
- Falten und feine Linien
- Akne-Narben und andere Narben
- Dehnungsstreifen (Striae)
- Pigmentstörungen
- Große Poren, unreine Haut
- Haarausfall
- Verbesserung des allgemeinen Hautbildes
Die Tiefe der Nadelung variiert dabei je nach Hautzustand und Behandlungsziel. Bei professionellen Behandlungen kann die Eindringtiefe bis zu 2,5 mm betragen, bei Heimanwendungen sollten maximal Nadeln mit 0,3 mm verwendet werden.
Der Microneedling-Trend greift gleich mehrere Trends auf, dazu gehört beispielsweise der Wunsch nach natürlicher Hautverjüngung. Dabei profitieren AnwenderInnen von minimalen Ausfallzeiten. Man spricht auch gerne von einem „Lunchtime-Treatment“. Zudem versprechen Hersteller und Kosmetikstudios bereits nach nur wenigen Sitzungen sichtbare Erfolge. Die gleichzeitige Kombination mit verschiedenen Seren soll außerdem die Wirkung zusätzlich verbessern.
Trotz der vielen Vorteile gibt es auch wichtige Einschränkungen und Contra-Indikationen. So sollte unter anderem auf eine Anwendung verzichtet werden, wenn man an akuten Hautinfektionen wie zum Beispiel Herpes leidet. Auch in der Schwangerschaft, bei Hautkrebs oder verdächtigen Läsionen sowie Blutgerinnungsstörungen ist eine Behandlung contra induziert. Darüber hinaus bestehen Risiken durch unsachgemäße Anwendung. So kann es durch unsterile Nadeln zu Infektionen, Hautreizungen oder Entzündungen kommen. Auch Pigmentverschiebungen, vor allem bei dunkleren Hauttypen sind möglich. Bei zu tiefer oder zu häufiger Anwendung kann es im schlimmsten Fall zu Narbenbildung kommen.
Ein weiterer Kritikpunkt: Viele Menschen greifen zum Heim-Dermaroller, ohne zu wissen, dass dieser bei falscher Anwendung mehr schadet als nutzt. Fachleute warnen insbesondere vor zu langen Nadeln und der bereits angesprochenen mangelnden Hygiene.
Ein besonderes Potential liegt in der Kombination von Microneedling mit hochwertigen Wirkstoffen. Die Mikrokanäle ermöglichen es zum Beispiel, Vitamin C, Hyaluronsäure oder Wachstumsfaktoren tiefer in die Haut einzuschleusen. Ein Prozess, der als „transdermale Wirkstoffapplikation“ bezeichnet wird. Allerdings ist auch hier Vorsicht geboten, nicht jeder Wirkstoff ist für offene Haut geeignet. Potenzielle Reizstoffe oder allergene Substanzen sollten gemieden werden.
Microneedling scheint mehr als nur ein kurzlebiger Beauty-Trend zu sein. Es vereint wissenschaftlich belegte Hautregeneration mit vergleichsweise geringer Invasivität. Richtig durchgeführt kann es das Hautbild deutlich verbessern. Natürlich ist es dennoch kein Wundermittel. Hautpflege bleibt ganzheitlich, mit Sonnenschutz, gesunder Ernährung und achtsamer Pflege als Basis. Und wie bei jeder medizinisch-ästhetischen Anwendung gilt: Qualität, Hygiene und Individualisierung sind das A und O.
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