Bleiben wir Menschen unweigerlich so, wie wir sind? Ist unser Gehirn und damit unsere Persönlichkeit und unser Verhaltensrepertoire in „Stein gemeißelt“?
Glücklicherweise stimmt diese Aussage erwiesenermaßen nicht. Unser Gehirn kann sich ein Leben lang neuronal umstrukturieren. Je nach unseren Erfahrungen entstehen täglich neue Synapsenverbindungen. Je neuer und unbekannter eine Erfahrung für uns ist, umso angeregter wird das neuronale Netz unseres Gehirns.
Die Fähigkeit unseres Gehirns, seine Struktur und Funktion als Reaktion auf Erfahrungen, Lernen oder Verletzungen zu verändern wird als Neuroplastizität bezeichnet.
Sie umfasst Veränderungen der Verbindungen zwischen Neuronen (Synapsen), das Entstehen neuer neuronaler Netzwerke und Anpassungen in den Hirnregionen. Diese Veränderungen können kurz- oder langfristig bestehen bleiben und ermöglichen Lernprozesse, Verhaltensänderungen und die Kompensation bestimmter Störungen.
Wir können also durchaus schlechte Angewohnheiten ablegen und uns gesunde Verhaltensweisen antrainieren. Wagen wir uns dementsprechend ruhig auch in für uns unsicheres Erfahrungsterrain. Unser Gehirn wird es uns danken und selbst festgefahrene Strukturen sukzessive verändern.
Allerdings brauchen wir die nötige Geduld, denn Veränderungen brauchen Zeit.
Um neuronale Umstrukturierungen zu erreichen, haben sich tägliche kurze Übungseinheiten bewährt. Dabei sollten die neuen Mikrogewohnheiten bewusst geübt werden, so dass sie mental und physisch abgerufen werden.
Da sich neue Muster im Wesentlichen während des Schlafs verfestigen, sollte man auf einen ausreichenden Schlaf mindestens genauso achten, wie auf ein ausgeglichenes Stressmanagement, denn Stress beeinträchtigt Lernen mehr als uns bewusst ist.
Auch Belohnungen und positives Feedback untermauern den Lerneffekt. Es ist außerdem dienlich, das Umfeld in der Art zu gestalten, dass das neue Muster erleichtert wird.
Aber wie lange dauert es eigentlich, bis sich bei verändertem Verhalten die neuronalen Neuverknüpfungen einstellen?
Die Dauer variiert stark je nach Person, Komplexität der Veränderung und Übungshäufigkeit. Im Allgemeinen gilt, dass einfachere Verhaltensänderungen (z. B. kurze Gewohnheiten wie 5-10 Minuten Bewegung täglich) oft innerhalb von Wochen erste Veränderungen im neuronalen Netz aufweisen.
Komplexere Muster (z. B. neue Lernroutinen, Impulssteuerung, langfristige Lebensstiländerungen) benötigen typischerweise mehrere Wochen bis Monate, oft 8-12 Wochen oder mehr.
Allgemein lässt sich sagen, dass sichtbare Veränderungen oft nach 30-90 Tagen konsequenter Übung nachgewiesen werden können, während tiefgreifende Neuverdrahtungen und die Integration neuer Muster drei bis neun Monate oder länger dauern können, da in diesem Fall das Gehirn ungenutzte Verknüpfungen zunächst abbaut, um dann die neuen Verbindungen zu stärken und eine höhere Effizienz zu erzielen.
Wir können uns also unliebsame Angewohnheiten wieder abgewöhnen und Verhaltensänderungen tatsächlich erreichen und internalisieren.
Das bedeutet, WIR sind ein Leben lang die „Macher“ unseres Selbst!
Wie wäre es, wenn wir einfach direkt damit anfangen, uns die erstrebten neuen Verhaltensmuster anzutrainieren, dann werden wir im neuen Jahr 2026 DER neu(ronal)e Mensch, der wir schon immer sein wollten!
Wissenschaftliche Fachinformationen aus der Verhaltenspsychologie erfahren Sie zum Beispiel zum Thema Stereotypien in unserem
MC – Medical Concilium 22: Stereotypieverhalten in Tier- und Humanmedizin.




c.hinterseher-Wissen!
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